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"Ich bete und schlafe viel"

Nina Hagen besitzt viele Facetten: Sie interpretiert 30er-Jahre- Schlager ebenso wie Jazz und Gospel. Neben der Musik und ihren Kindern engagiert sich für Gerechtigkeit und Umweltschutz. Wir wissen seit Ihrer Autobiografie „Bekenntnisse“, dass Sie zum christlichen Glauben gefunden haben. Ist Ihr erfolgreiches Album „Personal Jesus“ mit Gospels nun auch eine Form des Gottesdienstes oder war das ein musikalischer Wunsch?

Beides. Ich bin halb säkular und halb christlich, ich schaue immer mit dem einen Auge in den Himmel und mit dem anderen auf die Erde. Gospel-Songs stehen schon lange auf meiner Wunschliste. Gospel – das ist die Urmutter aller Musik!

Sie machen auf Ihrer Website immer noch Politik: Gegen die Lebensbedingungen im Irak, gegen die Vergiftungen ganzer Landstriche im Krieg, gegen den Krieg in Afghanistan. Warum?

Ich habe einfach das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, diesen Menschen dort zu helfen. Das kommt von hier (sie deutet nach oben), von meiner Abteilungsleitung (lacht). Kriege sind grundsätzlich ungerecht und verdammenswert.

Auf Ihrer Website kann man auch sehen, dass Sie sich stark für den Schutz irakischer Kinder einsetzen…

Es ist furchtbar, was man dort zu sehen bekommt. Durch die im Golfkrieg verwendeten Urangeschosse kommen Babys missgebildet zur Welt. Da müssen wir uns alle stark machen, denn die USA wollen die Vorgaben des Internationalen Gerichtshofes nicht anerkennen. Diese Waffen zerstören die DNA. Glücklicherweise setzen sich viele Leute dagegen ein, selbst Militärs. Wenn man aber in den USA gegen diese Politik den Mund aufmacht, vor allem als Frau, gehört man gleich zu den meist gehassten Menschen!

Sie sind nonstop auf Achse, planen für den Herbst Lesungen und Konzerte, engagieren sich in Ihrer Kirchengemeinde gegen Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung. Wie tanken Sie Ihre persönliche Energie wieder auf?

Ich bete, schlafe viel und gärtnere recht gerne. Darüber hinaus lese ich leidenschaftlich, aber nicht nur in meiner Bibel, sondern auch ganz „normale“ Bücher. Ich borge mir gerne welche bei Freundinnen, beispielsweise hab ich gerade „Tistou mit dem grünen Daumen“ gelesen. Und ich verleihe auch gerne Bücher, die mir gefallen, denn es gibt so wunderbare Bücher und es ist eine Riesenfreude, diese mit Freunden und der Familie zu teilen!

Was tun Sie selbst in Ihrem persönlichen Umfeld und im Haushalt, um als gutes Beispiel für Nachhaltigkeit und Umweltschutz voranzugehen?

Ich fahre kein Auto und ich ernähre mich mit naturbelassener, ökologischer Nahrung. Außerdem bin ich Mitglied einer Bürgerinitiative gegen Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch, die über die Zusammenhänge zwischen Atomanlagen und Leukämie informiert und dagegen kämpft. Ich schreibe mit meinem Pastor und Freunden offene Briefe an unsere Politiker, bin Mitglied bei der Initiative „Gewaltlose Aktion Atomwaffen abschaffen“ und ich bin dabei eine Unterschriftenaktion zu starten.

Für welchen Zweck wollen Sie Unterschriften sammeln?

Die Aktion soll das basisdemokratische Ziel haben, eine Grundgesetzänderung zu erwirken, die vor militärischen Aktionen der Bundesrepublik oder Beteiligungen daran eine Volksabstimmung vorschreibt. Dazu werden wir vielleicht auch einen gemeinnützigen Verein ins Leben rufen, beispielsweise „Die Unterschriftensammler“. Das kann man ausweiten: von den Militäreinsätzen bis hin zu allen Leben und Frieden bewahrenden Themen, also zum Beispiel Tierschutz, zur strafrechtlichen Behandlung von Gewaltverbrechen, Veräußerung von Volkseigentum oder Rente. Die basisdemokratische Beteiligung der Menschen an der Politik liegt mir und meiner Gemeinde immer mehr am Herzen. Zu wenige Menschen entscheiden über das Schicksal von zu vielen Menschen.

Was würden Sie als Erstes ändern, wenn Sie morgen zur deutschen Umweltministerin ernannt würden?

Ich würde zunächst ein wunderschönes Fest organisieren und alle einladen, die die Schöpfung und unsere Natur aktiv bewahren wollen. Dazu sofort eine Umwelt-Hilfsorganisation ins Leben rufen, in der alle Menschen – basisdemokratisch vernetzt – gemeinsame Ziele verfolgen. Die Milchbauern würde ich ebenso einladen wie die Gorleben-Bauern, die gegen das Endlager Asse und die Atomkraft kämpfen. Außerdem würde ich mittels Workshops und Zusammenkünften sofortige Verbesserungen einleiten!