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Energiewände

Leuchtende Zimmerdecken oder Bildschirme, die sich zusammenrollen lassen:
Organische Leuchtdioden, kurz OLED, könnten unsere Beleuchtung revolutionieren.
[contentImage source=“4509397″ desc=“Hauchdünn, sparsam
und flexibel:
Organische Leuchtdioden
können großflächig
Licht erzeugen“ title=““ align=“links“ /]

Gerade noch galten Leuchtdioden (LED) als Licht der Zukunft, da bahnt sich schon die nächste Revolution an: Organische Leuchtdioden (OLED) sind so etwas wie die jüngeren Geschwister der LED. Sie funktionieren im Prinzip ähnlich, nur dass statt Halbleiterkris­tallen Kunststoff unter Strom gesetzt wird, der zu leuchten beginnt. Der Vorteil: Kunststoff ist sehr viel leichter zu verarbeiten und preiswerter. Die neue Technik kommt schon heute in kleineren Displays etwa von Handys oder Digitalkameras zum Einsatz. In den nächsten Jahren soll sie Glüh- und Energiesparlampen, LED, aber auch LCD-Bildschirme und die letzten Röhrenfernseher ersetzen.

Da selbstleuchtende OLED ohne aufwendige Hintergrundbeleuchtung auskommen, sind die Displays zum Teil weniger als einen Millimeter dünn und extrem biegsam. Dadurch lassen sich in Zukunft sogar Bildschirme herstellen, die man zusammenrollen und wie eine Zeitung verstauen kann. Die digitale Lektüre wird hervorragend lesbar sein: OLED liefern aus jedem Blickwinkel eine hohe Bildqualität, da sie in alle Richtungen leuchten. Ihr ungewöhnlich helles Bild baut sich bis zu 2000-mal schneller auf als bei einem LCD-Fernseher. Zudem sparen sie Energie, da die Hintergrundbeleuchtung wegfällt und inaktive OLED-Pixel keinen Strom verbrauchen.

Leuchtende Fenster

[contentImage source=“4509396″ desc=“Lichtskulptur „pirOLED“:
Neue Wege im Design für
Licht und Leuchten“ title=““ align=“rechts“ /]

Anders als Energiesparlampen oder LED leuchten OLED nicht punktförmig sondern ganzflächig. Zwischen zwei durchsichtigen Kunststoffplatten liegt hauchdünnes organisches, halbleitendes Material. Wird Strom angeschlossen, beginnt das Innere des Sandwiches zu leuchten. Nahezu jede beliebige Fläche in jeder Form lässt sich mit OLED beschichten und auf Knopfdruck zu einer Lichtquelle machen. Da sie so nahezu jeden Gegenstand in eine Lichtquelle verwandeln können, werden die dünnen Displays unsere Raumbeleuchtung wohl grund­legend verändern. Lichtdesignern und Architekten bietet die neue Technik ungeahnte Möglichkeiten: Wände und Zimmerdecken funkeln wie Kinoleinwände. Möbel, Vorhänge und Stoffe erstrahlen in jeder Farbe. Sogar Fenster, die tagsüber Tageslicht durchlassen, können sich so abends in glühende Leuchtscreens verwandeln. Einen Lampenschirm brauchen OLED nicht, denn sie verteilen das Licht gleichmäßig im Raum. Niemand wird mehr von gleißend hellen Halogen- oder Punktstrahlern geblendet.

Großer Nachteil: der Preis

Die Technologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Besonderer Nachteil: Ihre Herstellung ist bislang noch sehr teuer. Es gibt erst wenige Geräte damit auf dem Markt: exklusive Desig­nerstücke wie die Leuchtskulptur „pirOLED“ von Osram oder die interaktive Lichtwand „Lumiblade
Living Shapes“ von Philips, die Bewegungen vor der Wand nachzeichnet. Hersteller in aller Welt arbeiten jedoch akribisch daran, OLED preiswerter und für die Allgemeinbeleuchtung attraktiv zu machen.

Aus gleichem Grund gibt es bisher keine großflächigen OLED-Bildschirme im Handel. „Die Technologie kommt momentan vor allem bei sehr kleinen Bildschirmgrößen von wenigen Quad­ratzentimetern zum Einsatz“, sagt Rigo Herold vom Dresdner Fraunhofer-Institut, Center for Organic Materials and Electronic Devices (COMEDD). „Beispiele sind die Viewfinder von Digitalkameras oder – noch kleiner – von Handy-Beamern sowie Datenbrillen.“

[contentImage source=“4509395″ desc=“Bereits heute im Einsatz: OLED-Displays in Kameras und Handys lassen den Akku länger leben“ title=““ align=“links“ /]

Innovative Fertigung

Forscher Herold und sein Team arbeiten intensiv an neuen Fertigungsmethoden. Im vergangenen Jahr entwickelten sie eine Technik, um kleine OLED-Bildschirme ohne teuren Farbfilter zu produzieren. Das senkt die Herstellungskos­ten und verbessert zugleich die Strahlkraft: Bislang dunkelt ein Farbfilter das Licht automatisch ab und unterdrückt bestimmte Farbbereiche. Daher lässt sich nur ein Fünftel des emittierten Lichts nutzen – mit der neuen Methode sind es 100 Prozent.

Von der innovativen Fertigung könnte in Zukunft jeder profitieren, der ein Smartphone oder eine Digitalkamera besitzt, weiß Herold: „Je weniger Energie für die farbige Darstellung auf den Displays verloren geht, desto länger halten unsere Akkus zum Tele­fonieren, Surfen oder Fotografieren.“ Aber jedes Licht fängt einmal klein an.