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Bremst die Energiewende den Tourismus?

Erstmals haben sich Kieler Wissenschaftler mit den Auswirkungen der Energiewende auf den deutschen Tourismus beschäftigt. Das Ergebnis zeigt deutliche Tendenzen auf.

Der zunehmende Bau von Windkraftanlagen auf dem Land und vor der Küste birgt Risiken für den deutschen Tourismus. Das belegt eine neue Studie, die Anfang der Woche vom Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt wurde. Im Namen des Landestouristenverbandes befragte das Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) bundesweit 6.070 Personen über den Einfluss erneuerbarer Energien auf ihre Urlaubsplanung. Die Ergebnisse der Umfrage seien repräsentativ.

Windräder werden als Störfaktoren empfunden

Laut Umfrage fühlt sich deutschlandweit jeder zehnte Urlauber von Autobahnen, Hochhäusern, Solarpanelen oder Windrädern gestört. Jeder zweite Befragte gab zudem an, Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen im Urlaub deutlich wahrzunehmen – das entspricht 24,6 Millionen Bundesbürgern. Besonders Windräder und Windparks empfindet jeder 20. Deutsche als störend. Jürgen Seidel, der Präsident des Landestourismusverbandes, gab zu bedenken, dass die Zahl bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien massiv steigen könnte. Dies würde eine erhebliche Gefährdung des deutschen Tourismus darstellen.

Vor allem Mecklenburg-Vorpommern bekomme die Auswirkungen zu spüren. Zahlreiche Betreiber von Ferienanlagen oder Strandbädern wehren sich bereits gegen den vermehrten Bau von Windparks, da sie ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet sehen. Die Studie gibt ihnen Recht: Deutlich mehr Urlauber fühlen sich hier von den Windkraftanlagen gestört als in anderen Urlaubsregionen in Deutschland. Mehr als ein Prozent der Urlauber meide diese Region sogar bereits wegen der unmittelbaren Nähe zu Biogas- und Solaranlagen sowie vor allem zu Windparks, so die Studie.

Touristenverband fordert mehr Rücksichtnahme

Zeitgleich plant die Regierung den Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranzutreiben. Gerade die Windenergie soll dabei eine tragende Rolle spielen: Bereits im letzten Halbjahr konnte ein deutlicher Ausbau der Windenergie verzeichnet werden, damit ist die Windkraft in absoluten Zahlen die wichtigste deutsche Ökostrom-Quelle vor Biomasse und Solarenergie. Bis 2030 sollen erneuerbaren Energien dann ein Drittel des deutschen Strommixes ausmachen. Dabei fordert der Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern für das weitere Vorgehen der Politik einen verantwortungsvollen Umgang mit der Energiewende im Sinne einer genauen Risiken- und Folgenabschätzung. Zudem seien weitere und langfristigere Befragungen der Urlauber notwendig.