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„Ich war ein Rebell!“

Die Lieder und Filme von Hansi Hinterseer stehen für heile Welt und Alpenfolklore. Doch hat der frühere Skirennfahrer seine nachdenklichen Seiten – vor allem zum die Themen Berge und Umwelt.Wie sieht Ihr derzeitiges Leben aus? Wo leben Sie und wie?

Ich wohne mit meiner Familie in Kitzbühel. In den Tiroler Bergen wurde ich geboren, dort bin ich aufgewachsen und ich lebe immer noch dort.

Sind Sie ein Mensch mit einem 9-bis-17-Uhr-Rhythmus oder arbeiten Sie 24 Stunden am Tag?

Ich stehe gern gleich in der Früh auf, gehe dann am liebsten draußen in der Natur Sport treiben. Im Winter Ski fahren, im Sommer laufen, golfen oder mountainbiken. Ich hab' eigentlich immer gut zu tun, egal ob ich gerade an einer Tournee oder an einer meiner Sendungen arbeite, eine Spielfilmrolle lerne, eine Album-CD zusammenstelle oder das alljährliche Kitzbühel-Open-Air vorbereite. Aber stressen lasse ich mich dabei nicht. Ich nehme mir ausreichend Freizeit, vor allem für meine Familie und Freunde. Ich habe das Glück, dass ich einen Großteil meiner Aufgaben von daheim aus erledigen kann, wenn ich nicht gerade auf Tournee oder bei einer TV-Produktion bin.

Als früheres Ski-Ass haben Sie den Sprung ins Showgewerbe geschafft. Überhaupt scheint alles Gold zu werden, was Sie anfassen. Was denken Sie ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich stehe hundertprozentig zu meiner Musik und zu meinen Bergen. Bei mir ist alles echt, das spüren die Leute. Ich bin einfach der Hansi.

Ist Ihnen mal etwas wirklich misslungen?

Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck wäre ich gern auf dem Treppchen gestanden. Ich wurde damals sogar als Favorit gehandelt. Wegen einer Verletzung musste ich aber aufgeben und wurde disqualifiziert.

Sie sind mit dem Skisport aufgewachsen. Haben Sie Ihre Töchter auch so früh auf Skier gestellt oder zum Erfolg trainiert?

Meine Töchter Jessica und Laura sind mittlerweile erwachsen und haben ihren eigenen Kopf, so wie ich stets den meinen habe. Ich mache nur das, von dem ich auch überzeugt bin. Ich bin als Bub auf der Seidlalm am Hahnenkamm aufgewachsen. Zuerst wollte ich Bergbauer werden wie mein Großvater, später Skifahrer wie die Weltklasseläufer, mit denen ich aufgewachsen bin. Bei uns in der Gegend stehen die Kinder auf Skiern, sobald sie laufen können, das gehört einfach dazu. Meine Mädels sind deshalb natürlich auch hervorragende Skiläuferinnen, aber der Skisport war nicht ihr Ding.

Mit 24 Jahren stiegen Sie aus Ihrer Ski-Weltcupkarriere aus. Wieso haben Sie schon so früh aufgehört?

Ich war ein Rebell …

Tatsächlich? Den würde man bei Ihnen gar nicht vermuten …

Doch, doch. Ich war ein sturer Hund und habe immer wieder rebellische Aktionen gestartet. Es gab damals sowohl Probleme mit den Funktionären als auch mit meinem Trainer. Bei den Olympischen Spielen in Innsbruck eskalierte das Ganze dann: Ich war zwar der große Favorit auf eine Goldmedaille, konnte aber die Erwartungen nicht erfüllen. Danach haben mich die Leute ausgebuht und angespuckt. Damals habe ich mir gesagt: „Ihr könnt mich mal.“ Und ging als Profiskifahrer in die USA. Ich war jung und wollte die Welt kennenlernen.

Auf einer Geburtstagsparty 1993 wurden Sie vom Produzenten Jack White als Sänger entdeckt – was war das für ein Gefühl?

Das war Wahnsinn. Als Jack White auf mich zukam, dachte ich mir, Franz Beckenbauer und Toni Sailer haben eine Platte aufgenommen, dann mache ich halt auch eine und gehe danach wieder zum Skifahren. Aber es kam anders.

Wie haben damals die Skifahrerkollegen reagiert?

Zuerst dachten sie, jetzt spinnt der Hansi. Doch als es nach oben ging, waren die Burschen schon beeindruckt. Aber keine Spur von Neid! Als Sportler wissen sie, wie schwer es ist oben zu bleiben. Egal ob im Showbusiness oder im Sport, auf beiden Gebieten bewegt man sich auf sehr rutschigem Boden. Man muss hier wie dort einen festen Willen und eine gute Kondition haben. Und eine gewisse Lockerheit!

Sie rutschten also eher zufällig ins Showgeschäft – oder war das insgeheim ein Traum?

Es war nie mein Plan, Sänger zu werden. Ich mag die traditionellen Tiroler Lieder, dazu habe ich immer gern musiziert. Dass ich heute volkstümliche Musik mache und mit meinen Sendungen den Zuschauern die Tiroler Berge und die Schönheit der Natur näherbringen darf, dafür bin ich dankbar.

Haben Sie Ihre Goldenen Schallplatten mal gezählt?

Ehrlich gesagt, nein! Ich habe keine Ahnung wie viele es sind. Das schönste Kompliment sind für mich der Applaus und die lachenden Gesichter des Publikums nach meinen Konzerten. Dass die Fans mir schon im 17. Jahr treu sind, ist mehr wert als alle Goldenen Schallplatten. Ohne meine Fans stünde ich nicht auf der Bühne.

Ihre beiden Konzerte beim Kitzbühel-Open-Air waren in diesem Jahr innerhalb von fünf Minuten ausverkauft. So etwas schaffen sonst nur die Rolling Stones – wie fühlt sich das an?

Es macht mich stolz und glücklich, dass heuer schon im zehnten Jahr so viele Freunde der volkstümlichen Musik immer noch Freude an Kitzbühel, meiner Person und meinen musikalischen Gästen haben. Oft gibt’s sogar zu wenig Karten und die Leute, die keine Karten bekamen, tun mir wirklich sehr leid. Ich hoffe, sie auf meiner Tournee nächstes Jahr 2012 zu sehen. Außerdem gibt es ja vor den beiden Open-Air-Konzerten am letzten Augustwochenende in Kitzbühel noch die Fanwanderung am Donnerstag. Auf dem Hahnenkamm ist genug Platz, da können alle mitwandern. Wir machen uns gemeinsam einen schönen Tag in der Natur mit Musik und wir feiern auch wieder eine Bergmesse.

Wie kamen Sie auf die Idee „The Danish Collection“ herauszubringen, die dann in Dänemark prompt auf Platz 1 kam?

Immer mehr dänische Fans besuchten meine Konzerte, daher kam die Plattenfirma auf die Idee, ein „Best-of“-Album in Dänemark zu veröffentlichen. Dass die CD gleich auf Platz eins der Charts gehen würde, damit rechneten wir alle nicht, das war eine unglaubliche Überraschung. Ich finde es wunderbar, dass die Musik uns über Landes- und Sprachgrenzen hinweg verbindet. Weihnachten habe ich mein erstes Konzert in Dänemark gegeben, Ende März spiele ich mit meinen Freunden vom „Tiroler Echo“ eine Reihe weiterer Konzerte in Dänemark. Darauf bereite ich mich gerade vor.

Welche Projekte verfolgen Sie derzeit sonst noch?

Im Mai geht's für eine Woche auf Fanreise in die Türkei. Anschließend nehme ich meine neue Album-CD auf, die im August zur Fanwanderung und zum Open Air vom 25. bis 27. August erscheinen wird. Dazu werden in diesem Jahr fürs Fernsehen zwei „Hansi-Hinterseer-Shows“ produziert und ausgestrahlt, ebenso wie ein Spielfilm mit mir in einer Hauptrolle. Einen weiteren Spielfilm werde ich wahrscheinlich im Herbst drehen, noch einige Konzerte geben und in TV-Shows mitspielen. Im nächsten Jahr gehe ich dann auf große Tournee, die Termine stehen bereits fest und finden sich auf meiner Homepage. Fad wird's mir ganz sicher nicht.

Sieht man Sie daher so selten auf roten Teppichen? Zeitmangel oder Absicht?

Man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen. Ich bin nicht wirklich ein Partygänger.

Sie wuchsen auf der Seidlalm anfangs ohne elektrisches Licht sowie Fernseher auf und sagen, dass Sie jedem Kind wünschen, so groß zu werden.

Ich bin mit den Jahreszeiten und den Tieren auf dem Hof meiner Großeltern aufgewachsen. Als wir auf der Alm einen Fernseher bekamen, war das damals eine tolle Sache. Aber wir saßen als Kinder nicht den ganzen Tag davor. Wir hatten unser eigenes Programm: Ich bekam meine Aufgaben auf dem Hof, spielte draußen, oft mit den Tieren, aber auch allein. Wir hatten wenig, aber es hat uns an nichts gefehlt. Viele Kinder wollen heute immer mehr, sind unzufrieden und haben keine eigenen Ideen mehr. Wir sollten darauf achten, dass die Kinder sich bewegen und am Ende nicht gar in dem Glauben groß werden, dass Kühe lila sind!

Wie haben Sie Ihren Kindern die Umwelt ans Herz gelegt?

Die Natur ist nur geliehen. Unsere Familie lebt in den Bergen, wir gehen viel raus in die Natur. Wenn man die Schönheit täglich vor Augen hat, lernt man die Berge, Almwiesen, Quellen und Wälder lieben und schätzen. Wenn man bei einer Bergwanderung oben auf dem Gipfel steht, bekommt man Respekt davor, wie groß die Berge und die Welt sind, wie erhaben. Und wie klein man selbst im Vergleich dazu ist. Das rückt einen zurecht. Auch bei meinen Töchtern ist der Heimatgedanke verwurzelt. Wenn Eltern ein gutes Beispiel geben, werden die Kinder gerade wachsen und sich an den vorgelebten Werten orientieren.

Skifahren gilt ja nicht unbedingt als umweltfreundlich. Was schlagen Sie für einen umweltfreundlicheren Skisport vor?

Es gibt unheimlich viele tolle Skigebiete. Es muss nicht immer weiter und schneller gehen. Wenn man die Pisten nutzt und pflegt, die es bereits gibt, können wir alle noch lange Freude daran haben.

Immer wieder werden Sie im Bereich „leichte Unterhaltung“ eingesetzt. Gilt das für Sie als Kompliment oder wird das eher lästig? Schließlich könnten Sie doch auch anstreben, ein Charakterdarsteller zu werden?

Man muss nicht lustig sein, um zu unterhalten. Und ganz sicher kein „Grantler“, nur weil man ernsthaft ist. Ich denke, dass ich durchaus Charakter zeige. Auf der Bühne, mit meinen TV-Produktionen sowie Tag für Tag im Leben.

Auf Ihrer Website stehen folgende Hobbys: Singen, Skifahren, Wasserski. Machen Sie das alles tatsächlich in Ihrer Freizeit?

Auf jeden Fall!

Sind Sie privat eher eine ernsthafte oder fröhliche Person?

Ich bin ein positiver Mensch. Man kann ernsthaft und dennoch glücklich sein. Das eine schließt das andere nicht aus, beides sollte selbstverständlich sein.

Wären Sie nach Hollywood gegangen, wenn man Sie geholt hätte?

Zu Besuch schau ich dort gern vorbei, aber wohl fühle ich mich in meinen Tiroler Bergen.

Thema persönliche Energie: Wie kommen Sie aus stressigen Musik- oder Dreharbeiten wieder heraus, wie schalten Sie ab und tanken wieder auf?

Ich treibe viel Sport, trinke reichlich Wasser, rauche nicht und schlafe ausreichend. Entspannen kann ich am besten mit meiner Familie, mit Musik und draußen in der Natur. Außerdem macht mir meine Arbeit Freude und auch die Fans geben mir unheimlich viel zurück.

Ist es besonders schwer oder besonders leicht, als Schauspieler und Sänger eine Beziehung zu haben? Viele Reisen, viele schöne Frauen. Wie haben Sie es mit Ihrer Frau Romana geschafft, 25 Jahre „unfallfrei“ zusammen zu sein?

Nicht schwerer oder einfacher als bei anderen Eheleuten auch. Wir wissen, was wir aneinander haben, haben uns lieb und schätzen uns sehr. Romana und ich sind ein Team! Zwar gehört Flirten ein Stück weit zum Beruf, aber meine Fans wissen, wo die Bühne aufhört und das Privatleben anfängt. Das haben sie vom ersten Tag an respektiert. Wir kommen alle wunderbar miteinander aus. Auf der Fanreise zum Beispiel fährt meine Familie immer mit.

Sie waren schon als Jugendlicher ein Star. Hilft Ihnen diese Vergangenheit, heute auf dem Teppich zu bleiben?

Ich weiß, wo meine Wurzeln sind, daher fange ich nicht an abzuheben. Der Skisport war eine gute Schule: Erfolg und Niederlage liegen da ganz dicht beieinander. Ich denke, dass man kein Glück in der Welt draußen findet, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist. Man wird doch nur unzufrieden, wenn man sich immer mehr materielle Wünsche erfüllt, aber dabei das Wesentliche, die Familie und die Heimat, aus dem Herzen verliert. Gesundheit, Zeit und Glücklich sein, das ist Luxus. Und wenn die innere Balance stimmt.

Interessieren Sie sich auch für dieThemen Energiesparen und erneuerbare Energien? Was tun Siein dieser Richtung?

Auf meinem Hausdach sitzt eine Solaranlage. Sich für die Umwelt zu interessieren, ist eine Frage der Einstellung. Wenn alle wenigstens ab und zu kurze Wege zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, das Licht nicht unnötig brennen lassen und keinen Müll in die Natur werfen, würde das schon helfen. Ein tolles Beispiel sind meine Fans: Nach der jährlichen Fan-Wanderung in Kitzbühel ist es in den Bergen so sauber wie zuvor. Da wird nichts weggeworfen, darauf bin ich sehr stolz.

Biographie:

Von der Piste auf die Bühne

Hans Hinterseer wurde am 2. Februar 1954 im österreichischen Kitzbühel geboren. Sein Vater Ernst gewann bei den Olympischen Winterspielen 1960 die Goldmedaille im Slalom und förderte Hansi sowie dessen Brüder Ernst jr. und Guido bereits als Kinder im Skisport. Mit 15 Jahren fuhr Hansi Hinterseer in der österreichischen Ski-Nationalmannschaft, 1973 gewann er mit 19 Jahren sein erstes Weltcuprennen im Riesenslalom und sicherte sich in dieser Disziplin auch den Weltcup. Nach einer Karriere als Sportmoderator beim österreichischen Fernsehen ORF wurde er 1993 als Sänger volkstümlicher Lieder entdeckt und feierte Erfolge als Moderator von Unterhaltungssendungen sowie als Schauspieler. Er erntete Preise wie die Goldene Romy, acht Goldene Stimmgabeln und diverse Kronen der Volksmusik. Seine beiden Konzerte beim Kitzbühel Open Air 2011 waren innerhalb von fünf Minuten ausverkauft.