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Weniger Laub, mehr Nadeln

In Zürich diskutieren zurzeit über 200 internationale Forscher die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Ihre Prognose: der mitteleuropäische Wald wird sich grundlegend verändern.

Über 200 Forschende aus Europa und Übersee treffen sich dieser Tage auf der Konferenz Climtree 2013 in Zürich, um die neusten Erkenntnisse auszutauschen zum Thema „Klimawandel: Wie reagieren die Bäume in den Wäldern Mitteleuropas?“. Grundlegendes Thema: Wie können wir Wälder so gestalten, dass sie ihre Aufgaben innerhalb des Ökosystems weiter erfüllen können? Organisiert wird die Konferenz von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zusammen mit Partnern wie der ETH Zürich oder dem Schweizer Bundesamt für Umwelt.

Der Wald von morgen: mehr Laub, weniger Nadeln

Die Forscher blicken vorsichtig zuversichtlich in die Zukunft des Waldes. Zumindest für den mitteleuropäischen Raum erwartet sie keine Katastrophen. „Im Rahmen des Klimawandels wird vor allem die vermehrt auftretende Trockenheit große Herausforderungen an unsere Wälder stellen“, erläutert Thomas Wohlgemuth, Leiter einer Forschungsgruppe an der WSL. „Aber in den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass der Wald auf die bisherigen Extremereignisse wie den Sommer 2003 erstaunlich plastisch reagiert hat, also eine gewisse Anpassungsfähigkeit zeigt.“

Trotzdem: Die Fähigkeit der Wälder sich anzupassen ist begrenzt. Verändert sich die Umwelt in einem derart raschen Tempo, wie es für das 21. Jahrhundert erwartet wird, werden mehrere Baumarten an ihre Grenzen stossen. „Die beiden forstlich wichtigsten Baumarten in Europa – Buche und Fichte – können Trockenperioden nur begrenzt abpuffern“, warnt Heinz Rennenberg, Professor für Baumphysiologie an der Universität Freiburg im Breisgau.

Man müsse sich darauf einstellen, dass sich das Waldbild in den kommenden Jahrzehnten nachhaltig verändert, so Wohlgemuth. Baumarten wie die Eiche oder die Douglasie, die tolerant gegenüber Trockenheit sind, dürften empfindlichere Baumarten zurückdrängen – etwa die Fichten und Föhren in den Tieflagen. Und Laubwälder werden voraussichtlich das Landschaftsbild in den tieferen Lagen immer stärker prägen.

Größte Herausforderung der Zukunft: Trockenheit

Eine drängende Frage ist daher: Wie können wir die Wälder gestalten, dass sie trotz des Klimawandels ihre vielfältigen Funktionen erfüllen können? Wälder schützen vor Naturgefahren, produzieren Holz, liefern sauberes Trinkwasser, reinigen die Luft, mildern die Klimaerwärmung, bieten Erholungsraum für Menschen und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Thomas Wohlgemuth empfiehlt baumarten- und strukturreiche Wälder. Denn je vielfältiger ein Wald, desto höher sei seine Anpassungsfähigkeit und desto widerstandsfähiger sei er gegen klimatische Extremereignisse.

Vor allem im Waldmanagement, wo der Zeithorizont häufig 100 Jahre und mehr beträgt, müssen die Weichen für die Zukunft früh gestellt werden. Die Konferenz ClimTree sei nun ein weiterer Meilenstein, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder besser zu verstehen und zielgerichtet zu fördern.