copilot „Da blutet mir das Herz!" | energie-tipp.de

„Da blutet mir das Herz!"

Sarah Wiener (49) ist Deutschlands Kultköchin, Kochbuchautorin und Ernährungsexpertin Nummer 1. Es wird Zeit, dass sich an unserem täglichen Essen etwas ändert, findet sie. Frau Wiener, welches Essen haben Sie als Kind überhaupt nicht gemocht?

Beuschel! Das ist Eintopf aus Herz, Lunge und Luftröhren. Ich war als Kind Vegetarierin.
Und was gibt‘s heute Mittag bei Ihnen zu essen?

Seesaibling mit Kartoffelstampf, Gurkensalat und als Dessert Vogelbeereis mit Topfenknödel.
Wer kocht zu Hause?

In den allermeisten Fällen ich. Ich liebe es nun einmal zu kochen, auch zu Hause. Besonders wenn jemand mitisst.
Haben Sie ein Lieblingsgericht?

Nein, es gibt so viele köstliche Speisen.
Was gehört in eine gesunde Mahlzeit?

Hauptsache, sie ist selbst gekocht, mit frischen Zutaten und abwechslungsreich. Dann kann man keinen Fehler machen.
Die meisten Spitzenköche sind Männer. Hatten Sie es schwer, sich als Frau in dieser Männerwelt durchzusetzen?

Jede Frau, die beruflich nach oben will und auf männliche Hilfe angewiesen ist, hat es schwer in einer Männerwelt. Wir haben die Gleichberechtigung noch nicht wirklich erreicht. Es wäre wünschenswert, dass sich Frauen untereinander mehr solidarisieren.
Sie leben seit langem in Berlin, kennen natürlich auch Wien bestens. Was lieben Sie an Wien, das es in Berlin nicht gibt und auch andersrum?

Ach ich liebe an Wien den Geruch, die Architektur, meine Familie und dass man so schnell im Grünen ist. An Berlin liebe ich den Rest.
Was halten Sie von der rustikalen Berliner Küche, von Eisbein und Currywurst?

Eisbein kann gut gemacht fein schmecken! Eine gute Bratwurst ebenso. Mit süßem Ketchup und Currypulver drüber, die alles ertränken, hab’ ich’s nicht so sehr.
Werden wir von Ihnen auch einen kulinarischen Streifzug durch die Berliner Küche erleben?

Wer weiß, warum nicht? Berlin ist extrem vielseitig und vieles wäre selbst für mich noch eine Entdeckung.
Man sagt, dass alles, was schmeckt dick macht. Wie schaffen Sie es, bei all den Köstlichkeiten, die Sie täglich zubereiten, so schlank zu bleiben?

Selbst ich fühle mich angesichts der Magermodels und der medial vermittelten Schönheitsideale wie ein Elefant kurz vorm Kalben. Ich finde es furchtbar, dass Frauen ein Schönheitsideal abverlangt wird, was auf keinen Fall das Abbild einer gesunden Frau ist, wenn nicht gar ein Krankheitsbild. Die Frage sollte nicht heißen: Wie schaffen Sie es, schlank zu bleiben? Sondern: Wie kann man sich als Frau gegen die allgegenwärtigen visuellen Zumutungen ungesunder Körperbilder wehren und trotzdem Selbstwertgefühl und Würde stärken? Manche Frau wird nie eine Gazelle sein und ist als solche auch nicht auf die Welt gekommen. Büffel oder Elche sind auch wunderschöne Tiere.
Verraten Sie uns Ihr bestes Rezept gegen Stress?

Schlafen und die Natur ohne Handy und Computer genießen.
Seit November 2011 arbeiten Sie als Botschafterin der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“. Was tun Sie dort, was wollen Sie erreichen?

Als Botschafterin möchte ich die Aufmerksamkeit auf das Thema „Biologische Vielfalt“ lenken, vor allem auf den drohenden Verlust vieler Tier- und Pflanzenarten. Gesunde Ökosysteme brauchen Artenreichtum. Es geht dabei nicht nur um Wildtiere und exotische Pflanzen, sondern auch um Nutztiere und -pflanzen. Als Köchin wünsche ich mir eine große Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten. Tatsächlich ist die Auswahl aber sehr begrenzt, weil fast nur noch Sorten angebaut oder gezüchtet werden, die auf maximalen Ertrag angelegt sind. Alte, wohlschmeckende Gemüse, Kräuter oder auch Tierrassen sterben aus. Da blutet mir das Herz, das will ich verhindern.
Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Energiesparen?

Ich beschäftige mich mit der Schonung unserer Ressourcen, ob das nun Lebensmittel, unsere Böden, Wasser oder Energie sind. Umdenken und Umsetzen sind ein Prozess. Diesen Weg gehe ich immer weiter.
Was halten Sie von erneuerbaren Energien?

Finde ich sehr gut. Wir brauchen erneuerbare Energien. Nur über das Aussehen zum Beispiel von Kraftwerken oder Windrädern könnte man sich ab und an noch ein paar Gedanken machen.
Wenn Sie einen Tag in Ihrem Leben Bundeskanzlerin wären, was würden Sie sofort ändern?

Das landwirtschaftliche System. Und in unseren Schulen Frühstück für alle Kinder einführen – und zwar von den Kindern selbst zubereitet.
Was werden wir in diesem Jahr noch von Ihnen hören? Wann und wo können wir Sie im Fernsehen sehen?

Ab 11. Juni 2012 laufen zwei Wochen lang jeden Tag meine neuen kulinarischen Abenteuer in England. Und ich verspreche nicht zu viel, wenn ich sage: Das waren wirklich Abenteuer!

Kochen wie Sarah Wiener: Hier geht´s zu den Rezepten