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Lesevergnügen oder Energieverschwendung?

Wer ein Buch lesen will, braucht keinen Strom – sollte man meinen. Das könnte sich bald ändern: Seit einigen Jahren fluten so genannte E-Book-Reader den Buch-Markt.

Die elektrischen Lesegeräte speichern Bücher in digitaler Form. Anstelle von Papier stellt ein Bildschirm die Seiten dar. Unsere Testredaktion hat das Amazon-Lesegerät Kindle einem Praxistest unterzogen.

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Die Vorteile des Kindle klingen verlockend und praktisch: Der Leser hat seine private Bibliothek immer dabei – ob in der U-Bahn, auf Reisen oder am Strand. Bis zu 3.500 Bücher, Zeitungen und Zeitschriften passen in das 22,8 Quadratzentimetern kleine, virtuelle Bücherregal. Bei einem Gewicht von nur 250 Gramm ist „Lesen to go“ also ein Kinderspiel.

Doch ist es tatsächlich sinnvoll, neben Handys, Computern, Fernsehern und Stereoanlagen einen weiteren Stromschlucker zu etablieren? Bringt der E-Book-Reader ein größeres Lesevergnügen oder ist er reine Energieverschwendung? Um diese Fragen zu beantworten, habe wir das „Kindle“ von Amazon getestet.

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Handlich und praktisch – ein völlig neues Lesegefül

Das Kindle fühlt sich gut an. Es hält sich komfortabler als ein Buch. Das Gewicht ist angenehm, nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Gerade dicke Wälzer lesen sich sicher praktischer auf dem schnittigen Gerät. Ungewohnt ist die Form: Nichts erinnert an ein klassisches Buch. Wer nicht sofort auf das Buchgefühl verzichten will, kann eine aufklappbare Lederhülle, speziell für das Kindle dazu kaufen. Die optisch gut gearbeitete Hülle schützt das Gerät, hält sich wie ein Buch und hat eine integrierte Leuchte, mit der sich auch bei Dunkelheit lesen lässt. So wirkt das Kindle gleich vertrauter.

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Philosophie des E-Book-Readers: Lesefreundlichkeit statt Spielereien

Bekommt man heutzutage ein Display in die Hände, ist die erste Reaktion, dieses mit dem Finger zu bedienen. Smartphones, Tablet-PC und Fahrkartenautomaten haben uns gelehrt: Moderne Geräte lassen sich durch das Berühren des Bildschirms steuern. Beim Kindle hilft alle Fingerakrobatik nichts. Obwohl es sich bei dem Gerät zweifelsohne um modernste Hightech handelt, fühlt man sich zunächst um zehn Jahre in der Computerentwicklung zurückversetzt. Nach Einschalten des Gerätes, baut sich langsam ein schwarz-weiß Bild auf. Mit den Tasten unterhalb des Bildschirms lässt sich mit viel Geduld durch das englischsprachige Menü navigieren. Ein deutschsprachiges Menü wird leider nicht angeboten.

Der Grund, weshalb das Kindle die Seiten vergleichsweise langsam und nur in schwarz-weiß anzeigt, ist sein lesefreundliches System. Im Gegensatz zu einem klassischen Bildschirm, der einzelne Pixel aktiv leuchtend darstellt, strahlen weder das Display noch die digitale Tinte (E-Ink) Licht ab. Bei Dunkelheit sieht man auf dem Kindle-Display folglich nichts. Was zunächst nach einem Nachteil klingt, hat immense Vorteile: Während lesen auf strahlenden Computer-Bildschirmen die Augen anstrengt, liest es sich auf dem Kindle-Display wie in einem gewöhnlichen Buch. Egal wie stark die Sonne scheint und blendet, das Display spiegelt nicht. Hat sich eine Seite einmal aufgebaut, verbraucht das Kindle keine Energie mehr.

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750.000 digitale Bücher, viele davon gratis

Beim Klicken durch den Kindle-Store fällt positiv auf: Mehr als 750.000 Bücher bietet Amazon in digitaler Form an. Ein Großteil davon in englischer Sprache. Dennoch ist das Angebot deutscher Bücher beachtlich, insbesondere was Bestseller und Klassiker angeht. Weniger populäre Literatur, Sachbücher zu Nischenthemen oder die Werke kleinerer Verlage erhält man hingegen kaum auf Deutsch.

Gerade bei neuen Büchern unterscheiden sich die Preise der E-Books kaum von Preisen gewöhnlicher Taschenbücher. Allerdings gibt es hunderte Klassiker, deren Urheber-Rechte abgelaufen sind gratis: Von Don Quijote über die drei Musketiere bis Jules Vernes Reise um die Erde in 80 Tagen. Goethe, Schiller, Shakespeare – alles kostenlos in wenigen Sekunden runtergeladen.

Nach dem Kauf eines Buches steht der Titel wenige Sekunden später in der Menü-Liste. Nach einem Mausklick erscheint die erste Seite des Buchs. Schriftgröße und Schriftart lassen sich über das Menü verändern. Nutzer mit Sehschwächen profitieren von diesem Extra. Das Umblättern per Knopfdruck ist sofort gelernt. Nur zehn Minuten später ist bereits vergessen, dass man kein normales Buch in der Hand hält.

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Das E-Paper: Zeitung lesen auf dem Kindle

Wie komfortabel wäre es, das unpraktische Zeitungsformat gegen das Kindle-Format zu tauschen. Das Angebot von Zeitungen und Zeitschriften, die Amazon für das Kindle anbietet, ist allerdings sehr begrenzt. Auch Deutsche Zeitschriften, Magazine und Illustrierte gibt es nahezu keine.

Während das Lesen eines E-Books vergleichbar mit dem eines gedruckten Buchs ist, liest sich ein E-Paper völlig anders als eine gewöhnliche Zeitung. Bilder zu den Artikeln gibt es nicht. Das Kindle beginnt mit dem Text des ersten Artikels der Zeitung und endet mit dem letzten Text auf der letzten Seite. Das eignet sich für alle, die eine Zeitung wie ein Buch, Artikel für Artikel, von Anfang bis Ende lesen. Für alle Querleser, die sich nur in einige Artikel vertiefen, ist das E-Paper nicht geeignet. Zwar gibt es ein Übersichtsmenü, in dem alle Artikel, nach Ressorts sortiert und aufgelistet sind, doch in der Liste ist nicht zu erkennen, ob es sich um eine dreizeilige Meldung oder um einen ganzseitigen Bericht handelt. Hinzu kommt, dass auch hier das Navigieren in der Liste recht mühsam ist. Kurzum: Dem E-Paper fehlt einfach das klassische Zeitungs-Layout, oder eine vergleichbare Lösung.

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Das Kindle entpuppt sich als wahres Sprach-Genie

Ein absolutes Plus: Wer gerne englische Bücher liest, ab und zu aber über ein Wort stolpert, dass er nicht kennt, kann sich entsprechende Wörterbücher auf das Kindle laden. Diese stehen dann während des Lesens jederzeit als schlauer Helfer zur Verfügung: Einfach den Cursor auf das unbekannte Wort bewegen und am Seitenrand erscheint die Definition des Begriffs.

Doch das Kindle stellt nicht nur E-Books und elektronische Zeitungen dar. Auch PDF-Dokumente lassen sich entweder per E-Mail oder via USB-Kabel auf das Lesegerät übertragen. Studenten und Wissenschaftler, die viele Texte, Auswertungen und Analysen in diesem Format lesen, sparen mit dem Kindle jede Menge Papier, Druckerpatronen und Kopiergeld.

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Fazit: Ein starker Buchersatz – allerdings nicht für jeden

Vielleser dürfte das Kindle überzeugen – allerdings mit Einschränkungen. Nicht jedes Buch existiert in digitaler Form. Ein Komplett-Umstieg auf einen E-Book-Reader ist in naher Zukunft noch nicht möglich. Folglich ist das Kindle uninteressant für all jene, die ausschließlich Bücher lesen, die weniger nachgefragt sind.

Die einfache Variante des Kindle kostet 139 Euro. Mit ihr lässt sich Lesestoff nur über eine drahtlose Internet-Verbindung (W-Lan) runter laden. Mobilen Download bietet das Kindle 3G für 189 Euro. Der 3G-Zusatz ist Voraussetzung für alle, die über keinen drahtlosen Internetzugang verfügen. Empfehlenswert ist der mobile Internetzugang auch für Leute, die viel unterwegs sind, oder im Urlaub nicht auf ihre Zeitung verzichten wollen. Der 3G Zugang für das Kindle funktioniert weltweit und ist kostenlos.

In Sachen Energiesparen ist das Kindle top. Da es nur alle zwei Monate aufgeladen werden muss, vergisst man schnell, dass das Gerät überhaupt Strom verbraucht. Aber Vorsicht: Ist der mobile Datenempfang aktiviert, verbraucht das Kindle weitaus mehr Strom. Und wenn der W-Lan-Empfang nach dem Download nicht abgeschaltet wird, hält der Akku gerade mal vierzehn Tage.

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Pro

+ Bis zu 3.500 Bücher, Zeitungen und Zeitschriften immer und überall dabei

+ 750.000 Bücher bereits in digitaler Form erhältlich, Tendenz steigend

+ Handliches Format, ermöglicht komfortables Lesen

+ Bequeme Übersetzfunktion von fremdsprachigen Wörtern im Text

+ Akku hält mit einer Ladung etwa zwei Monate

Contra

– Nicht alle deutschsprachigen Bücher als E-Book erhältlich