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Alltag per Sprachbefehl

Smartes Wohnen ist im Trend. Wer will, kann zum Beispiel alles per Sprachbefehl steuern. Klappt das auch?

Redakteur Thomas hat mit seiner Familie eins der Systeme am Markt – Amazons Echo – getestet.

Amazon hat nicht den besten Ruf. Der Internetriese, so ist immer wieder zu lesen, sei eine Datenkrake und spioniere Kunden aus. Das Thema Datenschutz sehe ich persönlich auch kritisch. Aber andererseits sind da diese faszinierenden Produkte von Amazon, die ziemlich smart sind. Zum Beispiel das Sprachsteuerungssystem, das auf den Namen „Alexa“ hört und über den Lautsprecher „Echo“ – die Hardware des Systems – in unser Wohnzimmer kommt. Nachdem wir – das sind meine Frau, unser­e beiden Kinder und ich – Echo ausgepackt haben, richten wir unseren sprachgesteuerten Butler per App ein. Das dauert nur ein paar Minuten, dann leuchtet Echo blau. Das signalisiert uns: alle Mikrofone sind aktiv, wir können loslegen. Aktiviert wird Echo, wenn wir unseren Fragen ein „Alexa“ voranstellen. Nur dann leitet die Box unsere Wünsche an Alexa, das Gehirn und die Stimme des Systems, weiter.

Blick in die Röhre

Echo hört uns, weil sich unter dem Leuchtring insgesamt sieben Mikrofone befinden, die über Richtstrahltechnologie und Geräuschunterdrückung verfügen. Dank der Fernfeld-Spracherkennung hört Echo sogar dann unsere Fragen, wenn die Kinder mit Freunden durch die Wohnung toben oder wenn die Rolling Stones so richtig in die Saiten hauen. Außerdem praktisch: Wir müssen nicht überdeutlich sprechen, damit Alexa uns versteht. Aber was wollen wir eigentlich von Alexa wissen? Wir probieren es erst mal mit einem Smalltalk-Dauerbrenner: „Alexa, wie ist das Wetter?“ Kaum haben wir gefragt, gibt uns die Computerstimme die aktuelle Temperatur und die Aussichten für den Rest des Tages durch. Nicht schlecht, aber das hätte uns die Wetter-App auf dem Smartphone auch gemeldet. Allerdings nicht so charmant wie Alexa. Danach bitten wir sie, uns einen Witz zu erzählen. Bitte sehr: „Warum ist Meister Yoda auf seine Eltern böse? Weil sie ihn immer zu kurz gehalten ­haben.“ Richtig lustig finde ich diesen und auch die meisten anderen Witze nicht – unsere ­Kinder dafür aber umso mehr. Da stehe ich doch viel mehr auf die brandaktuellen Bundesligaergebnisse oder die Möglickeit, mir einen Roman bei – natürlich – Amazon zu ordern.

Licht an, Licht aus

Dann gönnen wir uns und dem System eine Pause. Es kommt erst wieder zum Einsatz, wenn wir ins Bett gehen. Da wir auch unsere Smart-Home-Anlage mit Alexa verbunden haben, brauchen wir abends nicht mehr durchs ganze Haus zu rennen, um die Lichter auszuschalten. Alexa übernimmt das. Am Sonntag weckt uns Alexa. Da es den ganzen Tag regnen soll, beschließen wir, es uns zu Hause gemütlich zu machen. Beim Frühstück liest uns Alexa die Nachrichten vor, dann spielt sie uns unsere Lieblings-Playlists von Spotify vor. Anschließend schauen wir uns die Alexa-App etwas genauer an. Darin kann man zum Beispiel einen Weckton auswählen oder den Timer aktivieren. Auch Einkaufs- und Aufgaben-Listen lassen sich mit der Anwendung problemlos und schnell erstellen. Aber das verschieben wir, lassen uns lieber ein Hörbuch vorlesen. Weil unserer Tochter Hanna der Magen knurrt, überlegen wir, was es zum Mittagessen geben soll. Auch dabei kann Alexa helfen: mit sogenannten Skills, die von Drittanbietern stammen. Seit Kurzem funktioniert das ganz einfach. Es reicht, „Alexa, starte Chefkoch.de“ zu sagen. Der Skill startet dann automatisch. Weil es ständig neue Angebote gibt, lohnt es sich, öfter mal in die App zu schauen.

Es geht auch ohne

Nachdem wir das Assistenzsystem zwei Tage lang ausgiebig getestet haben, halten wir fest: Es macht Spaß, sich wie in einem Science-Fiction-Film zu fühlen. Aber Alexa erreicht schnell ihre Grenze und muss bei vielen Fragen, die über die Standards hinausgehen, passen. Das ist verständlich und wird sich mit Sicherheit bald ändern. Trotzdem haben wir im Familienrat einstimmig beschlossen, vorerst auf Echo und Alexa zu verzichten. Es hat ja bisher auch ohne alles wunderbar geklappt!

Die Schattenseite der Zukunft

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er ein System wie Alexa wirklich braucht. Denn eigentlich lässt sich alles, was Alexa kann, auch mit dem Smartphone erledigen. Und der Preis von knapp 180 Euro für die Vollversion ist auch kein Pappenstiel. Viel wichtiger aber ist, dass Nutzer des Systems sich zunehmend transparent machen. Alles, was wir Alexa fragen, läuft über die Amazon-eigenen Server. Das bedeutet: Das Unternehmen weiß binnen kürzester Zeit sehr viel über uns. Es kennt unsere Terminkalender, weiß, was wir einkaufen und hält fest, welche Musik uns gefällt. Alles Wichtige dazu fasst die Verbraucherzentrale zusammen.

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