Energiegeladenes Fußballfest
Nicht nur im Fußball ist der südamerikanische Staat ein Schwergewicht – auch in Sachen Energie zieht das Land mit beeindruckenden Zahlen auf den Platz.
Brasilien ist der flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Staat der Erde. Das Land nimmt 47 Prozent Südamerikas ein und ist mit über 192 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste des Kontinents. Und auch in Sachen Energie wartet der südamerikanische Riese mit beeindruckenden Zahlen auf.
Über 85% des brasilianischen Energiebedarfs deckt das Land mit Hilfe erneuerbarer Energien. Die erzeugte Strommenge aus Wasserkraftwerken, die davon den größten Teil ausmacht, wird weltweit nur durch China übertroffen. Was positiv klingt, hat aber auch seine Schattenseite: Die Stromversorgung Brasiliens ist fast komplett vom Wasser abhängig, was in Dürrezeiten immer wieder zu Stromausfällen führt. So saßen im Herbst 2012 beispielsweise 53 Millionen Menschen vier Stunden lang im Finstern und erst diesen Februar kam es in São Paolo zu einem fast 40-minütigen Blackout.
Die „Solar-WM 2014“

Solarenergie dagegen spielt in Brasilien trotz großen Potentials nur eine untergeordnete Rolle. Um die Abhängigkeit von der Wasserkraft zu reduzieren, soll das Projekt „Solar-WM 2014“ nun den Einsatz von Photovoltaik-Anlagen in Brasilien anstoßen. Zum Auftakt wurde auf den Dächern des WM-Stadions in Belo Horizonte eine Solaranlage installiert.
Die Gesamtinvestitionen in das Projekt belaufen sich auf 12,5 Millionen Euro, die aus einem Darlehen der Deutschen Förderbank KfW und einem Beitrag des brasilianischen Energieversorgers Companhia Energética de Minas Gerais (CEMIG) finanziert wurden. Zudem berät die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit CEMIG bei der Kommerzialisierung des Solarstroms und der Fortbildung von technischem Personal.
Bildergalerie: Die Stadien im Überblick
Die Weltmeisterschaft findet in insgesamt 12 Stadien statt. Sechs davon sind neu, sechs wurden umgebaut. Besonderheit: Normalerweise erlaubt die FIFIA nur zehn Spielstätten, in Brasilien wurde eine Ausnahme gemacht. Einen Überblick über die Austragungsstätten finden Sie in der folgenden Bildergalerie:
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Die Frage der Nachhaltigkeit
Auch wenn Brasiliens Energieversorgung sehr stark von erneuerbaren Energien geprägt ist, sehen Umweltschützer die Nachhaltigkeit der WM kritisch. Vor allem in entlegenen Städten wie Manaus oder Cuiabá ist nicht klar, wie die Stadien nach der WM wirtschaftlich genutzt werden sollen. Im Gegensatz zu Großstädten wie Rio de Janeiro oder Brasilia gibt es dort keine großen Fußballclubs mit Tausenden von Fans.
Allein mit Konzerten oder anderen Sportevents wird man die Neubauten nicht auslasten können. Auch aus diesem Grund kam es in den zurückliegenden Monaten in Brasilien zu den größten Protesten der vergangenen 20 Jahre. Über 700.000 Brasilianer demonstrierten dagegen, dass so viel Geld in die WM statt in die Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitssystem im Land gesteckt wurde.
Heiße Spiele – kühle Stadien
Neben den Demonstrationen müssen Besucher wie Spieler mit einem warmen bis heißen Klima rechnen: In Porto Alegre und Curitiba erwartet man zur Zeit 15 bis 20 Grad, in Rio und São Paulo 20 bis 25 Grad. Sehr warm wird es im Nordosten mit 30 Grad. Heiß und schwül mit 35 Grad dürfte es in Manaus werden. In Cuiabá muss man sogar mit 40 Grad rechnen.
Solch hohe Temperaturen sollen zumindest bei der Fußball-WM 2022 keine Rolle mehr spielen, wenn man den Scheichs aus Katar Glauben schenkt. Dort sollen mit Strom aus Photovoltaik-Modulen sowohl die Stadien als auch ganze Stadtteile gekühlt werden. Welche Kühltechnik dabei zum Einsatz kommen soll, wurde bisher jedoch noch nicht erklärt. Umso weiter reichen deshalb die Spekulationen: So ist unter anderem von künstlichen Wolken und Kühlrohren im Fußball-Rasen die Rede.