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Kann das Elektroauto im Alltag bestehen?

In Zeiten der Dieselkrise und steigenden Spritpreisen klingt das sehr verlockend. Unser Redakteur Thomas Spies hat nachgefragt.

Alt ist er geworden: Unser Volvo mit fast 250 000 Kilometern auf dem Buckel hat schon bessere Tage gesehen. Vielleicht brauchen wir also bald ein neues Auto. Aber welches? Klar ist nur, dass wir uns keinen Diesel mehr zulegen werden. „Wie wäre es denn mit einem Elektroauto?“, schlägt meine Frau vor. Puh! Das ist ein ziemlich fortschrittlicher Gedanke. Aber ist er auch vernünftig? Ich habe da noch so meine Zweifel.
Alle reden zurzeit über Elektroautos. Aber in diesem Zusammenhang heißt es häufig auch, dass es nicht genug Ladesäulen gebe, die Anschaffung zu teuer und die Reichweite zu gering sei. Wäre es also nicht besser, noch ein bisschen zu warten? Bis Elektroautos ihre „Kinderkrankheiten“ hinter sich haben? Gerade, als ich in der Küche sitze und über diese Fragen nachdenke, sehe ich meine Nachbarin vorbeifahren – in ihrem E-Renault! Keine Viertelstunde später stehe ich vor ihrer Tür.

Falls Sie keine Nachbarin haben, bei der Sie sich über Elektromobilität informieren können, finden Sie dazu viele Informationen auf www.smarter-fahren.de.

Mit guter Planung ans Ziel

Sabine hat ihre Zoe, so heißt das schnuckelige schwarze Auto, seit gut einem halben Jahr. Und sie ist sehr zufrieden damit. „Längere Fahrten muss ich natürlich schon gut planen“, gibt sie zu. „Aber bis jetzt bin ich immer dort angekommen, wo ich hin wollte, und noch kein einziges Mal liegen geblieben.“ Das klingt schon mal ganz gut. Aber wie weit kommt man denn eigentlich? „Oft sogar weiter, als mein Bordcomputer mir sagt“, erzählt Sabine. Der berechnet die Reichweite, die auch vom Fahrverhalten abhängt. „Neulich hat mir der Bordcomputer angezeigt, so schnell wie möglich Strom zu laden. Da habe ich die Autobahn bei der übernächsten Ausfahrt verlassen und bin über Landstraße weiter gefahren.“ Denn bei hohen Geschwindigkeiten verbrauchen Elektroautos mehr. Fährt man langsamer, schafft man mehr Kilometer.
Jetzt will ich mir Sabines Wagen aber mal aus der Nähe ansehen. Auf dem Weg zur Garage entdecke ich eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach. Sabine erzählt mir, dass sie die schon seit dem vergangenen September haben. „Damit produzieren wir unseren eigenen grünen Strom! Auch für die Zoe.“ Und der fließt aus einer ganz normalen Haushaltssteckdose direkt ins Elektrofahrzeug. Hier ist allerdings Geduld gefragt: Ein leerer Akku ist erst nach gut 13 Stunden wieder voll.

Wenn es schnell gehen muss

Nachts, wenn das Auto in der Garage steht, ist das ja kein Problem. Für die meisten Fahrten reicht diese Akkuladung auch aus. „Anders sieht es aus, wenn ein unvorhergesehener Anruf meine Pläne durchkreuzt“, erzählt die freiberufliche Grafikerin, „und ich zum Beispiel zu einem Kunden fahren muss, der sein Büro nicht um die Ecke hat.“ Was also tun, wenn es schnell gehen muss und die nächste Ladesäule weit entfernt ist? Sabine öffnet den Kofferraum und zeigt mir ein Kabel. „Für diesen Fall habe ich meine mobile Wallbox dabei.“ Mit dieser Ladestation für unterwegs könne sie überall tanken, wo es einen Starkstrom­anschluss gibt – in einer Werkstatt, beim Bauern oder bei der Feuerwehr. „Das Tanken geht damit fast zehnmal schneller als an der Steckdose.“

Klingt praktisch! Allerdings habe die Sache mit der Wallbox auch einen Haken: Für den Akku sei die Schnellbetankung belastend, er wird stark beansprucht. Deshalb solle man sein Auto nicht zu oft auf diesem Weg laden.
Auch an öffentlichen Ladesäulen sei das Tanken nicht immer ganz einfach, erklärt mir meine Nachbarin. Nicht nur, dass es noch nicht genug Stationen gebe, auch das Bezahlen mit der EC-Karte sei nicht immer möglich. Hinzu komme, dass die Ladesäulen in Innenstädten manchmal von anderen Autos zugeparkt seien. „Wenn mein Akku gerade zur Neige geht, ist das wirklich ärgerlich“, sagt Sabine. Ob sie ihre Entscheidung für ein E-Mobil in solchen Situationen bereue? „Nein“, sagt Sabine. „Für mich ist es auch eine Frage der Überzeugung, nicht mehr mit einem Verbrenner-Fahrzeug unterwegs zu sein.“

Ein Definitives vielleicht

Was mach‘ ich denn jetzt? Das frage ich mich, als ich wieder in unserer Küche sitze. Ich bin tatsächlich erstaunt, wie gut Sabine ihren Alltag mit Elektroauto meistert. Aber ob das mit drei Kindern genauso einfach funktionieren würde? Wirklich planbar ist unser Familienleben nicht gerade … Na ja, noch fährt unser guter, alter Volvo ja. Vielleicht hält er auch noch ein paar Jährchen durch. Dann werde ich mir die Frage, welches Auto es sein soll, einfach noch mal stellen. Ich bin jetzt schon gespannt, was sich bis dahin auf dem Gebiet der Elektro­mobilität alles tut! 


Förderung fürs Elektrofahrzeug

Alle Welt redet vom Elektroauto, nur wenige fahren eines – das soll sich ändern. Mit einem Umweltbonus will die Bundesregierung die Elektromobilität ins Rollen bringen. 4000 Euro Zuschuss gibt es beim Kauf eines reinen E-Autos, finanziert je zur Hälfte von der Bundesregierung und von der Industrie.