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Alles muss raus

Unsere Autorin Lena zieht um. Davor möchte sie endlich mal wieder richtig ausmisten. Was darf mit? Was kann weg? Nicht so einfach …

Als ich beschließe, das WG-Leben hinter mir zu lassen und den Mietvertrag für die neue Wohnung zu unterschreiben, fällt mein Blick in die „Schlamperecke“ in meinem Zimmer. Da steht tatsächlich noch ein unausgepackter Karton vom letzten Umzug. „Den kann ich einfach wieder mitnehmen“, schießt es mir durch den Kopf. Aber: Was versteckt sich eigentlich darin? Beschriftet ist die Kiste nicht sehr vielsagend mit „Krimskrams“.

„Ein Umzug ist eine gute Gelegenheit, sich von Ballast zu befreien“, sagt meine Mutter, als ich ihr am Telefon von meiner neuen Wohnung erzähle. Stimmt schon. Mir bleiben auch noch drei Monate Zeit, um Schubladen, Schränke und Keller zu durchforsten. Und vielleicht klappt der Umzug ja viel schneller, stressfreier und günstiger, wenn ich nur wenige Kisten von A nach B schaffen muss. Los geht’s!

Das ist doch Müll

Mit der „Krimskrams“-Kiste fange ich an. Zum Vorschein kommen Dinge, die ich ganz vergessen habe. Eine verschrammte Aufbewahrungsbox für Papiere und Umschläge, Kugelschreiber, alte Tagebücher, Stofftiere aus Kindertagen, zwei olle Geldbeutel, leere Bilderrahmen. Nichts davon habe ich gebraucht oder auch nur vermisst. Der Fall ist klar – ab in die Tonne!

Deutlich schwerer fällt mir die Entscheidung beim Blick in meinen Schrank. Er quillt über. Trotzdem finde ich morgens oft nichts zum Anziehen. Und dann soll ich mich von etwas trennen? Andererseits: An der Stange hängen acht Kleider. Dieses Jahr hatte ich nur zwei davon an. Die anderen sechs kommen mir irgendwie abgetragen oder unpassend vor. Und dann liegen da meine Lieblingsjeans – den obersten Knopf kriege ich schon länger nicht mehr zu …

Zeit, sich was bei den Profi-Aufräumern abzuschauen. Ratgeber-Bücher zu dem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Eine der erfolgreichsten Autorinnen ist die japanische Ordnungstrainerin Marie Kondo. Kern ihrer Methode ist, nur die Dinge zu behalten, die einen glücklich machen. Um das herauszufinden, wirft man alle Sachen aus jeweils einer Kategorie – zum Beispiel Kleidung – auf einen Haufen. Anschließend fragt man sich bei jedem Teil, das man in die Hand nimmt: Macht es mir Freude? Bei „Ja“ erhält es einen festen Platz. Was keine positive Reaktion auslöst, muss weg.

Klingt ein wenig esoterisch, aber tatsächlich bekomme ich meinen Schrank mit dieser Strategie mühelos aussortiert. Die Jeans, die mich nur daran erinnern, dass ich abspecken sollte, schicke ich zum Beispiel an einen Ankaufsdienst. Zwar bekomme ich hier nur einen Bruchteil dessen, was ich mal bezahlt habe. Aber das ist besser, als die Hose verstauben zu lassen.

Dinge ändern sich

Die Methode hilft mir auch bei meinen CDs. Gezählt habe ich die Tonträger nie, aber mein CD-Regal ist bis oben hin vollgestopft. Dumm nur, dass ich inzwischen gar keinen CD-Player mehr habe. Musik höre ich über Smartphone und Internet sowie Bluetooth-Lautsprecher. Meine einst so geliebte Sammlung hat heute keinen Wert mehr für mich. Und deshalb empfinde ich es auch nicht als Verlust, das Paket für den Ankaufsdienst zu schnüren und das Regal zum Sperrmüll zu fahren. Im Gegenteil: Ich fühle mich erleichtert! Nur ein paar meiner Silberlinge, ich geb’s ja zu, packe ich in die Umzugskiste.

Was tun mit Dingen, die man behalten will, für die in der neuen Wohnung aber kein Platz ist? Mein Sofa, auf dem ich so gern gemütlich lese, ist leider zu groß. Aber vielleicht kann ich es wenigstens zu Geld machen. Schweren Herzens inseriere ich es auf eBay-Kleinanzeigen. Zwei Wochen später hat die Anzeige 220 Views. Anfragen: Null. Ich senke den Preis. Trotzdem passiert nichts. Als ich schon darüber nachdenke, das Sofa zu spenden, fragt mich der Nachmieter bei der WG-Besichtigung danach. Für einen eher symbolischen Betrag wechselt es den Besitzer. Tja, eine gute Investition war das Sofa für mich definitiv nicht. Deshalb lege ich mir diesmal lieber eine gebrauchte Couch zu.

Alles auf Anfang

Zwei Tage vor dem großen Umzug. Ich bin noch nicht fertig – und genervt. Das Wetter war in letzter Zeit zu gut, um ständig drinnen zu sitzen. Ich werfe meine Vorsätze über Bord. Meine restlichen Sachen raffe ich zusammen ohne nachzudenken. Der letzte Karton füllt sich mit Kabeln, Steckdosenleisten, Magazinen, Geschirrtüchern. Ich klebe die Kiste zu und schreibe „Krempel“ drauf. Na toll. Aber dann miste ich einfach weiter aus, wenn ich umgezogen bin. Das nehme ich mir zumindest vor …


Durch Ausmisten Geld verdienen

Wer Gebrauchtes zu Geld machen will, muss sich nicht mehr auf den Flohmarkt stellen. Heute geht Ausmisten auch mit Internet-Ankaufsdiensten. Bei reBuy, Wirkaufens oder Momox wechseln Bücher, CDs oder Spiele zum Festpreis den Besitzer. Wer online feilschen will, nutzt besser Online-Flohmärkte wie eBay-Kleinan­zeigen, Quoka oder Shpock.


Lesestoff

Die wohl bekannteste Aufräum-Exper­tin heißt Marie Kondo. Mit ihrem Best­seller „Magic Cleaning“ zeigt die japanische Beraterin, dass wir nicht viel brauchen, um glücklich zu sein. Noch radikaler geht die Schwedin Margareta Magnusson ans Entrümpeln. In ihrem Ratgeber „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“ geht es darum, seinen Besitz so zu reduzieren, dass man morgen sterben könnte und die Hinterbliebenen sich um nicht viel kümmern müssten.