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„V2G“ – Elektroautos als Energieversorger

Die Wissenschaftler suchen nach Möglichkeiten, überschüssigen Strom zwischenzuspeichern. Ein möglicher Riesenspeicher wären die Akkus sämtlicher Elektroautos in Deutschland.

Ob sich aus Wind und Sonne Energie gewinnen lässt, hängt vom Wetter ab. An windigen oder sonnigen Tagen erzeugen Windkraftwerke und Solaranlagen zu viel Strom. Herrscht Windstille oder ist der Himmel grau, können sie den Energiebedarf nicht decken. Forscher suchen derzeit nach Möglichkeiten, den überschüssigen Strom zu speichern. Ziel ist es, wetterbedingte Energie-Engpässe mit dem gespeicherten Strom auszugleichen. Ein solches System ist Voraussetzung für 100 Prozent Öko-Strom.

Es gibt bereits unterschiedliche Lösungsansätze zum Speichern von Energie. In Pumpspeicherkraftwerken beispielsweise treibt nicht benötigter Strom Wasser einen Berg hinauf. Fehlt Energie, öffnen sich die Schleusen, das Wasser fließt den Berg wieder hinunter und treibt dabei Turbinen an, die Strom erzeugen.

Solche Anlagen sind jedoch teuer und haben einen enormen Platzbedarf. Hinzu kommt, dass beim Speichern viel Energie verloren geht. Andere Lösungen sind noch nicht ausgereift oder stecken noch in den Kinderschuhen.

„Vehicle to Grid“ – Autostrom ins Netz

Einen völlig anderen Ansatz verfolgen Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Anstatt den überschüssigen Strom in großen Speichern auszulagern, wollen sie Energieversorger und Autohersteller zur Zusammenarbeit bewegen. „Vehicle to Grid“ (V2G) nennt sich ihr Konzept – „Autostrom ins Netz“.

Und so soll es funktionieren: Elektroautos tanken Strom, während sie nachts in der Garage stehen. Zu dieser Zeit besteht ein Energieüberschuss, da Fabriken stillstehen und die meisten Verbraucher schlafen. Der Strom ist zu dieser Zeit entsprechend günstig. Auf dem Firmenparkplatz verbinden Berufstätige ihre Elektroautos wieder mit dem Stromnetz. Während des achtstündigen Arbeitstages wird der, in den Akkus der Autos gespeicherte Strom zurück ins Netz gespeist – gegen Geld natürlich. Da der Strom zu dieser Zeit teurer als in der Nacht ist, profitieren die Autobesitzer davon. Pünktlich zum Feierabend sind die Akkus der Autos dann wieder vollgeladen und bereit für die Heimfahrt.

Deutschland Autos könnten Netzschwankungen leicht ausgleichen

Einspeisung und Rückgewinnung des Autostroms könnten natürlich auch an allen anderen Parkplätzen stattfinden: während des Einkaufens, beim Kaffeetrinken oder beim Ausflug mit der Familie. Einzige Voraussetzung ist eine entsprechende Ladestation am Standort. Da Autos einen Großteil ihrer Lebensdauer in der Parkposition verbringen, stünde dem Stromnetz durch „Vehicle to Grid“ permanent ein Riesenspeicher zur Verfügung.

Würden alle 48 Millionen Autos in Deutschland elektrisch fahren, ließen sich selbst die extremsten Schwankungen beim Strombedarf problemlos ausgleichen – so sehen es jedenfalls Experten. Die Akkus von 20 Millionen E-Autos könnten zehn Mal so viel Strom puffern, wie alle derzeit bestehenden deutschen Pumpspeicherkraftwerke.

Zuerst die Infrastruktur oder die Elektroautos?

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Inwiefern sich die immensen Kosten für den Aufbau eines entsprechenden Netzes aus Ladestationen lohnen, ist fraglich. Selbst wenn die Regierung ihr Ziel, von einer Million in Deutschland gemeldeter Elektroautos bis 2020 erreicht, hätten nicht mal zwei Prozent aller deutschen Autos einen Elektroantrieb. „Vehicle to Grid“ rentiert sich jedoch erst, wenn das Elektroauto zum Massenprodukt wird.

Umgekehrt steht und fällt die Attraktivität elektrischer Autos mit den Lademöglichkeiten. Steht zum Betanken gerade mal die heimische Steckdose zur Verfügung, ist man aufgeschmissen, wenn unterwegs der Saft ausgeht. Um den Markt zu beflügeln, fordert der IT-Verband Bitkom Kaufanreize für Elektroautos sowie eine Gesetzesregelung, wie viel Geld der Besitzer für eingespeisten Autostrom erhält.