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Der entspannte Lift für Fische

Fischlifts sind die neue Erfindung von Georg Baumann. Sie ersparen Fischen den mühsamen Aufstieg über eine Fischtreppe.

Vor fünf Jahren begann Georg Baumann, die Welt aus der Sicht eines Fisches zu betrachten. Eigentlich baut seine Firma, Baumann Montagen, Technik für Wasserkraftwerke. „Doch bei einer Anlage am Fluss Argen bei Wangen im Allgäu war kein Platz für eine Fischtreppe vorhanden. Für die Tiere ist so eine Aufstiegshilfe aber wichtig, um Stauwehre, Wasserkraftwerke oder Wasserfälle zu überwinden“, sagt der 55-Jährige. „Zudem sieht die Europäische Wasserrahmenrichtlinie vor, dass alle Fließgewässer bis 2027 durchgängig sein müssen – also die Fische ungehindert stromauf- oder -abwärts ziehen können. Es musste also eine andere Lösung her.“
Normalerweise können Aal, Lachs & Co. den Höhenunterschied Stufe um Stufe über eine Fischtreppe bewältigen. Fischtreppen brauchen jedoch besonders bei großen Höhenunterschieden viel Platz, damit die Stufen für die Fische nicht zu sportlich ausfallen. „Für manche Tiere ist das sonst zu anstrengend“, weiß Baumann. Die größte Fischtreppe Europas am Stauwerk Geesthacht an der Elbe misst 550 Meter und besteht aus 45 Becken. Ein weiter Weg für die Fische.

Die Freizügigkeit von Fischen

So kam Georg Baumann auf die Idee mit dem Fischlift. Zwar gebe es bereits erste Konstruktionen, etwa in der Schweiz, in Frankreich oder Österreich, doch die ließen die Fische nicht ungehindert wandern. „Da werden die Tiere in einem geschlossenen Behälter gefangen und in einem Röhrensystem nach oben, also nur in eine Richtung geleitet.“ Baumanns Ziel war eine Lösung, bei der sie problemlos in beide Richtungen schwimmen können. Das ist wichtig für den Arterhalt. Lachse zum Beispiel wandern viele Kilometer flussaufwärts, zurück an den Ursprung, um zu laichen. Ideale Bedingungen finden sie nur dort, im flachen Gewässer, an Kiesbänken. Oder Aale. Auch sie nehmen für ihre Fortpflanzung eine weite Reise auf sich. Sie wandern flußabwärts, ihr Ziel: das Meer. Ist ihre Wanderung behindert, suchen sie sich weniger optimale Stellen zum Laichen – mit schlechteren Überlebensbedingungen für den Nachwuchs.

20 000 Liftfahrten in 2,5 Jahren

Drei Jahre lang entwickelte Georg Baumann einen Prototyp, finanziert aus eigener Tasche. Zusammen mit dem Ruhrverband testete der Ingenieur das Modell im Wasserlabor der Uni Karlsruhe. Die Forscher beobachteten rund 1000 Fische bei der
Liftfahrt, fanden heraus, welche Bedürfnisse die jeweiligen Arten haben und passten die Kabine des Lifts daran an. „Der Aal sucht zum Beispiel jede Kante ab, er braucht Rundungen, sonst traut er sich nicht in den Aufzug. Daher haben wir die Kabine mit Steinen und Kieseln dem Flussbett nachempfunden.“ Baumann schmunzelt: „Ich war früher Landwirt, da beobachtet man Tiere.“
Parallel zur Forschung testete der Erfinder den Fischlift bei der Anlage in Wangen: Seit der Eröffnung vor zweieinhalb Jahren sind die Fische schon 20 000-mal Aufzug gefahren.
Inzwischen hat er zahlreiche Vorbestellungen großer Energieversorger. Für die ist der Einsatz des Fischlifts nicht nur fischgerechter, sondern obendrein preiswerter als eine herkömmliche Fischtreppe. „Der Fischlift ist unser Steckenpferd geworden“, sagt der Unternehmer stolz. 2016 erhielt er den Deutschen ­Innovationspreis für Klima und Umwelt. Auch den Fischen gefällt seine Idee. „Wir geben den Weg nur vor, die Tiere nutzen den Fischlift freiwillig. Die fahren lustig rauf und runter.“ 

So funktioniert der Hydro-Fischlift:

Durch eine Lockströmung werden die Fische in eine Art Aufzugskabine, den Transportkolben, gelockt. Sogar ein Schwarm von 40 Fischen findet dort Platz. Ist der Kolben geschlossen, füllt sich der Aufzugsschacht mit Wasser und befördert so die Kabine nach oben. Für zehn Höhenmeter braucht der Lift etwa fünf Minuten. Oben angekommen, öffnet sich der Kolben wieder und die Fische können weiter stromaufwärts schwimmen. Dann leert sich der Schacht, der Wasserstand sinkt und der Schwimmkolben bewegt sich wieder nach unten. Der Fahrstuhl fährt nur mit Wasserkraft, einzig für die Steuerung wird Strom benötigt.

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Mehr Informationen zu den Fischlifts gibt's hier.