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Trinkwasser Knappheit im Hochsommer

Wegen der Trockenheit rufen Wasserversorger in manchen Regionen dazu auf, im Hochsommer sparsam mit Trinkwasser umzugehen.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, sang Rudi Carrell 1975 und wünschte sich „Sonnenschein von Juni bis September“ und Wetter „nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr“. 33 Jahre später war es so weit: Ein Sommer wie aus einem Schlager. Hitze und strahlend blauer Himmel ließen die Eisdielen überlaufen – und die Böden austrocknen. Statt Liedern werden seitdem Warnungen veröffentlicht: Häufen sich die trockenen Sommer, bestehe laut Umweltbundesamt die Gefahr, dass Wasser zu einer umkämpften Ressource werde – auch in Deutschland. Wird hierzulande das Trinkwasser knapp?

Wasser bewusst nutzen

Doch auch wenn in den vergangenen Sommern einige Wasserversorger zu Sparsamkeit aufriefen und es in manchen Gebieten zeitweise zu Versorgungsengpässen kam: Grund zur Sorge besteht nicht. Deutschlands Grundwasserspeicher sind sehr gut gefüllt. Die kurzfristige Wasserknappheit entstand, weil zu viele Menschen gleichzeitig Wasser entnahmen. Zum Beispiel, um nach Feierabend den Rasensprenger anzuwerfen oder das Poolwasser auszutauschen. Gerade Rasensprenger haben einen enorm hohen Wasserverbrauch: 600 bis 800 Liter fließen beim Bewässern in die Erde – pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Deutscher nutzt durchschnittlich 121 Liter Trinkwasser pro Tag. Zapfen an heißen Tagen zu viele Haushalte gleichzeitig Wasser, kann der Druck in den Leitungen sinken. Auch wenn die Versorger die Infrastruktur technisch bereits auf höhere Spitzenlasten ausrichten: Das Leistungspotenzial, um Grundwasser zu fördern und aufzubereiten, ist begrenzt. Deshalb bitten die Wasserwerke in manchen Regionen während der Hitzeperioden um einen sensiblen Umgang mit Wasser. Statt Wasser aufzufüllen, können Pool-Besitzer zum Beispiel ins Freibad gehen. Wer wassersparend seine Blumen gießen will, schafft sich zum Beispiel eine Regentonne an. Auch wenn das Komforteinbußen mit sich bringt: Es ist nur für kurze Zeit.

Konkurrenz um ein wertvolles Gut

Deutschland ist ein wasserreiches Land. Der Großteil des Wasservorkommens befindet sich unter der Erde. Das Regenwasser sickert ein und durchdringt die Boden- oder Gesteinsschichten, bis es auf eine undurchlässige Ebene trifft: Jährlich stehen potenziell rund 188 Milliarden Kubikmeter an Grund- und Oberflächenwasser zur Verfügung. Im Moment nutzt die öffentliche Trinkwasserversorgung davon weniger als drei Prozent. Doch es gibt regionale Unterschiede beim Grundwasservorkommen. In Regionen mit sandigem Boden nimmt die Bodenfeuchte ab, was vor allem die Bauern vor Herausforderungen stellt. Bisher haben nur 2,7 Prozent der deutschen Landwirte zusätzlich bewässert. Dieser Anteil wird langfristig steigen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Hitzewellen wie 2018 durch den Klimawandel heute fünfmal wahrscheinlicher sind als noch vor 120 Jahren. Die kommunalen Wasserversorger warnen deshalb bereits heute vor der wachsenden Konkurrenz um die lebenswichtige Ressource. Sie fordern, dem Trinkwasser Vorrang vor Landwirtschaft und Industrie zu geben. Gleichzeitig arbeiten die Versorger an Alternativen für die landwirtschaftliche Bewässerung, zum Beispiel Speichern, die Starkregen auffangen.

Gut versorgt – Jetzt und in Zukunft

Damit Deutschland auch weiterhin gut mit Wasser versorgt ist, treffen sich beim „Nationalen Wasserdialog“ regelmäßig Akteure aus Politik, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr, Wissenschaft sowie Umwelt- und Verbraucherschutzverbände. Gemeinsam entwickeln sie Strategien, um die deutsche Wasserwirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Bis Herbst 2020 werden erste Ergebnisse erwartet. Denn langfristig werden wir uns auf trockene Sommer einstellen müssen. Rudi Carrell würde seinen Song heute womöglich anders formulieren: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war. Mit Regen von Juni bis September und nicht so trocken und heiß wie im letzten Jahr.“