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Innovative Toilette

Rund 2,5 Milliarden Menschen steht kein­e Toilette zur Verfügung. Eine junge ­Designerin möchte das ändern – mit einem durchdachten Sanitärkreislauf.

Stellen Sie sich vor, Sie müssen aufs Klo und es gibt keines – in dieser Situation befand sich Mona Mijthab im Jahr 2010 in Bangladesch. Ein Praktikum bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führte sie während ihres Studiums in ein Armenviertel. Die Folgen einer unzureichenden sanitären Versorgung sind fatal: Die Fäkalien gelangen ins Trinkwasser. Oft breiten sich Krankheiten und Seuchen aus. „Man spricht davon, dass jeden Tag etwa 2000 Kinder auf der Welt an Durchfallerkrankungen sterben, die auf fehlende oder schlechte sanitäre Anlagen zurückzuführen sind“, sagt Mijthab.

Nachhaltige Wirkung

Die Bilder aus dem südasiatischen Staat haben die damals angehende Industriedesignerin geprägt. Zurück in der Heimat erfand sie im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit MoSan, kurz für Mobile Sanitation. Kernstück dieses Sanitärsystems ist die Toilette: Sie ist leicht, transportabel, sehr robust, braucht keinen Wasseranschluss und lässt sich vergleichsweise günstig in Serie produzieren. Kot und Urin fängt sie in zwei getrennten Behältern auf, die zu Sammelstationen gebracht werden. Diese Eigenschaften alleine machen die Entwicklung der engagierten Designerin aber noch nicht außergewöhnlich. Der Clou ist der ökologische Kreislauf, in den die Toilette eingebunden wird. Denn von den Sammelstellen geht es mit den Exkrementen weiter zu Recycling-Stationen. Hier werden sie zu Biogas, Dünger oder Brennstoff verarbeitet und dann an Landwirte oder Haushalte verkauft. So entstehen Arbeitsplätze an den Einsatzorten. MoSan unterstützt auch beim Aufbau dieser Strukturen, damit sie zu den jeweiligen lokalen Gegebenheiten passen. Für die Nutzer der Toilette fällt eine monatliche Mietgebühr an.

Toiletten für Guatemala

In Pilotstudien in Bangladesch und Kenia hat sich das Konzept bewährt. Mehr noch: „Die Nutzer haben die Toilette als eine Art Statussymbol gesehen“, erzählt die heute 30-Jährige. Aus ihrer im Studium entwickelten Idee ist 2016 ein echtes Sozialunternehmen geworden: die MoSan GmbH. Das Kernteam aus Umweltökonomin Jessica Kind, Designerin Eleonora Berra und Mona Mijthab will sich vor allem auf ländliche Regionen konzentrieren: „Viele Menschen, die ohne Toilette auskommen müssen, leben auf dem Land. Hier haben wir auch direkte Abnehmer für die Recyclingprodukte wie Kompostdünger.“ Das erste große Projekt ist in Guatemala geplant. In dem Ort Santa ­Catarina Palopó mit knapp 5000 Einwohnern am Atitlán See fehlen funktionierende sanitäre Anlagen. „Rund 80 Prozent der Abwässer der Gemeinde fließen ungefiltert in den See. Es besteht die Sorge, dass er in den kommenden fünf Jahren kippen könnte“, erzählt die Gründerin. In der Region sind die Böden hart, das Verlegen von Wasserrohren wäre kostspielig und schwierig. Ein System wie MoSan, das ohne Wasser und Rohre funktioniert, könnte die Lösung sein.

Ehrgeizige Ziele

Doch um einen ökologischen Sanitärkreislauf aufzubauen, braucht das MoSan-Team erst einmal Startkapital. Einen Teil davon bekommt es über Entwicklungshilfegelder. Der andere Teil des Geldes soll direkt von Investoren kommen. Als profitables Geschäft soll MoSan in Zukunft als Franchise-Modell funktionieren. Die Idee: „Wir als Firma bauen gemeinsam mit den Gemeinden das System auf, das wir dann nach einigen Monaten an einen Franchise-Nehmer übergeben. Das kann ein Unternehmer vor Ort sein, aber auch die Gemeinde oder eine Kooperative.“ Auf diese Weise wäre es für das MoSan-Team möglich, mehrere Projekte auf einmal durchzuführen. Das muss es auch. Denn das Unternehmen hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Bis 2030 will es eine Million Menschen in Entwicklungsländern und Krisengebieten mit einer MoSan-Toilette ausstatten.

Dünger und Pellets mit Marktpotenzial

Nutzen 600 Haushalte mit zwei Erwachsenen und drei Kindern die MoSan-Toilette über ein Jahr, werden im Schnitt 98 Tonnen Kot gesammelt. So viel wiegen 14 Afrikanische Elefanten. Verwendet man die Fäkalien, um Pellets zu produzieren, sparen diese bei ihrer Verbrennung im Vergleich zu Feuerholz ca. 4000 Tonnen CO2 ein. Aus dem Urin lassen sich über 930 Kilo Stickstoff für die Düngerproduktion gewinnen.

Mehr zur klugen Idee und der Umsetzung lesen Sie auf der Homepage von MoSan.