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Energiewende – eine Bestandsaufnahme

Deutschland hat als erste Industrienation eine radikale Abkehr vom konventionellen Energiemix eingeleitet. Kann das Mega-Projekt Energiewende gelingen?

Vorrang für Ökostrom! Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, hat Deutschland im Jahr 2000 den Grundstein für die Energiewende gelegt. 2011, als der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossene Sache ist, steht endgültig fest: Das Energiesystem wird sich revolutionär verändern. Die Energiewende ist eine Antwort auf den Klimawandel und gleichzeitig die Lösung, um die knapper werdenden fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Denn Sonne und Wind gibt es immer. Auf Erneuerbare zu setzen, reicht aber nicht aus. Deshalb sieht das Energiekonzept der Bundesregierung auch vor, insgesamt weniger Energie zu v­erbrauchen und den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen deutlich zu verringern. Klingt nach einem guten Plan, doch wie steht es in der Realität um die Eckpfeiler der Energiewende? 

Erneuerbare Energien ausbauen – das Ziel ist greifbar nahe!

Energie aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie sollen bis 2025 40 bis 45 Prozent, bis zum Jahr 2035 sogar bis 60 Prozent des deutschen Strommixes ausmachen. Diese Vorgaben könnten erreicht werden. Bereits jetzt tragen Erneuerbare mehr als 30 Prozent zur Stromerzeugung bei, Tendenz steigend. Neue Windparks entstehen und immer mehr Solaranlagen auf Hausdächern schaffen die Basis für eine dezentrale Energieversorgung. Bei der Wärmeerzeugung kann Biomasse fossile Brennstoffe ersetzen.
Jetzt ist es wichtig, dass auch der Netzausbau entsprechend vorankommt. Voraussichtlich 2025, drei Jahre nachdem das letzte Kernkraftwerk vom Netz gegangen sein wird, sollen die drei großen Stromautobahnen fertig sein, die Windstrom von Norden nach Süden transportieren.

Kohlenstoffdioxid-Ausstoss verringern – durchgefallen!

Bis 2020 will Deutschland 40 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid CO2in die Atmosphäre blasen als 1990. Experten sind sich einig: Dieses Ziel ist kaum zu erreichen. Der Ausstoß von Treibhausgasen wird lediglich um 30 bis 31 Prozent zurückgehen, schätzt die Denkfabrik Agora Energiewende. „Nur 30 Prozent statt 40 Prozent weniger CO2 ist nicht ein bisschen daneben, das wäre eine krachende Verfehlung des Klimaziels für 2020“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Hier muss die Bundesregierung ganz schnell nachlegen, um wenigstens in die Nähe ihres vielfach bestätigten Ziels zu kommen.“
Vor allem der Verkehrssektor und die Produktion von Kohlestrom verhageln die Bilanz: Das Projekt „saubere Mobilität“ kommt nicht in dem Maß voran, wie es nötig wäre und zu viele Kohlekraftwerke sind noch am Netz.

Kernkraftwerke stilllegen – das wird klappen!

Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 hat die Bundesregierung ihr Energiekonzept weiterentwickelt und festgelegt, dass deutsche Kernkraftwerke nach und nach vom Netz gehen werden. 2022 wird das letzte Mal Atomstrom durch die Leitungen fließen.
Der Ausstieg läuft nach Plan. Derzeit sind nur noch sieben Reaktoren in Betrieb. Bei einigen stillgelegten Kraftwerken hat bereits der Rückbau begonnen. Auch über die Aufteilung der Kosten haben sich die Bundesregierung und die Konzerne geeinigt. Die Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung übernimmt der Bund, teilweise finanziert durch einen Fonds, gespeist von den Anlagenbetreibern. Den Rückbau der Anlagen bezahlen ebenfalls E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall. Ein Knackpunkt bleibt: Wo der Atommüll dauerhaft gelagert wird, ist noch unklar.

Primärenergieverbrauch senken – könnte besser sein!

Die beste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Deshalb ist es wichtig, die Energieeffizienz zu steigern und den Bedarf an Primärenergie zu senken. Angestrebt sind 20 Prozent weniger im Jahr 2020 im Vergleich zu 2008. Primärenergie ist die direkt in den Quellen vorhandene Energie. Durch die Verarbeitung zu Endenergie kommt es zu Umwandlungsverlusten.
Seit 1990 ist der Verbrauch leicht gesunken. Das liegt an dem vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien, die einen höheren Wirkungsgrad haben, sowie an effizienteren Kraftwerken. Das Ziel zu erreichen, wird aber schwierig. Dazu wäre eine Reduktion von durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr nötig – danach sieht es nicht aus. Neben dem Verkehrssektor liegt das größte Einsparpotenzial beim Wärmebedarf von Gebäuden – Stichwort energetische Sanierung.

Ausblick – wo steht die Energiewende im Jahr 2040?

Das Szenario „Trend-17“, erstellt vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), beschreibt die Wirkung der aktuellen energiepolitischen Programme der Bundesregierung auf die Energieversorgung. Nach den Berechnungen des BEE verfehlt Deutschland seine Klimaziele. Nur beim Ausbau der Erneuerbaren wird die Vorgabe fast erfüllt: Die Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung sehen vor, ihren Anteil auf 65 Prozent zu erhöhen – nach den Berechnungen des Szenarios „Trend-17“ schafft Deutschland lediglich 60,5 Prozent. Auch der Rückgang der CO2-Emissionen wird voraussichtlich nur um 50,5 Prozent zurückgehen, nicht wie geplant um 70 Prozent. Die Reduktion von Primärenergie wird im Jahr 2040 26,6 Prozent betragen. Angestrebt sind 40 Prozent.
Quelle: Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE)