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Resteverwertung

Kaum jemand gibt es gerne zu, wohl fast jeder tut es – Essen wegwerfen. Unser Illustrator Adrian will’s wissen: Lässt sich diese Verschwendung vermeiden?

Manche Sätze bleiben hängen. Der Satz „Essen wirft man nicht weg“ von meiner Oma ist so einer. Als ich heute Morgen die Sachen fürs Frühstück aus dem Kühlschrank holen will, klingen mir ihre Worte wieder in den Ohren: Hinter den Frischhalteboxen für Wurst und Käse, den Joghurts und den Trauben finde ich gleich zwei Gurken mit weichen und feuchten Stellen. Tja, die hab ich wohl zu gut versteckt und dann vergessen.

Hier mal ein trockenes Brot, das in die Mülltonne wandert, da mal eine braune Banane. Klar, das passiert jedem. In Summe kommt da ganz schön was zusammen: Elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden laut Bundeszentrum für Ernährung jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Die Deutsche Umwelthilfe rechnet sogar mit 18 Millionen Tonnen. Mehr als die Hälfte davon geht auf das Konto der Privathaushalte. Dabei wären viele Lebensmittel, die entsorgt werden, noch gut.

Kühlschrank richtig einräumen und Lebensmittel nicht mehr vergessen

Meine Freundin und ich versuchen bereits, Essensabfälle zu vermeiden. Wir schreiben vor dem Einkaufen Listen, damit wir uns auf das beschränken, was wir brauchen. Wir schauen nicht nur aufs Mindesthaltbarkeitsdatum von Produkten, weil die meisten viel länger genießbar sind. Und wir nehmen zu viel Gekochtes am nächsten Tag in Tupperdosen mit ins Büro. Umso ärgerlicher, wenn dann trotzdem was verdirbt. Geht das nicht noch besser?

Den „Gurken-Vorfall“ nehmen wir zum Anlass, unsere Vorräte zu checken und den Kühlschrank neu zu sortieren. Damit man beim Reinschauen sieht, was drin ist. Gar nicht so leicht, denn wir haben echt viel Zeug. Da hilft nur eine schlaue Anordnung: Was schnell verbraucht werden muss, kommt nach vorne. Was sich noch eine Weile hält, lagert in zweiter Reihe. Praktisch: Nach dieser Inventur steht auch das Menü für heute Abend fest. Es gibt Penne mit mediterranem Gemüse, dazu einen kleinen Salat und zum Nachtisch Joghurt mit Trauben.

Den Einkauf richtig planen

Um beim nächsten Supermarkt-Besuch nicht wieder zu viel zu kaufen, besprechen wir die kommenden Tage ein bisschen genauer als sonst. Kommt jemand zu Besuch? Gehen wir mal auswärts essen? Was haben wir an Zutaten, die bald weg müssen? Wer hätte gedacht, dass solche Fragen einen ganzen Abend füllen. Am Ende haben wir einen Wochenplan mit Einkaufstagen und -listen sowie ungeahnt kreative Rezept-Ideen. Unsere Erkenntnis: Es braucht vor allen Dingen Zeit zum Mitdenken, um Lebensmittelverschwendung zu stoppen. Und die Bereitschaft, sich intensiv mit dem eigenen Konsum auseinanderzusetzen.

Mit unserer Wochenplanung fahren wir tatsächlich ganz gut. Hilfreich finde ich verpackungsfreie Supermärkte mit Abfüllstationen. Hier können wir genau so viel Reis, Nudeln oder Müsli zapfen, wie wir wollen. Ganz nach Plan läuft unser Einkauf trotzdem nicht – manche Angebote sind einfach zu verlockend. An der Schale mit Heidelbeeren komme ich nicht vorbei. Zu Hause denke ich leider nicht mehr daran, die Beeren zu sortieren und die angematschten ins Tiefkühlfach zu packen. Am nächsten Morgen sind einige schon verschimmelt.

Zudem stelle ich fest, dass es auch Nachteile bringen kann, wenn man gut plant und vom Essen keine Reste bleiben: Im Büro stehe ich am nächsten Tag ohne Mittagessen da. Kurzerhand beschließe ich, die App „Too good to go“ auf dem Smartphone zu testen. Darüber kann man bei Restaurants, Bistros oder Supermärkten übrig gebliebene Portionen bestellen, die sonst weggeworfen werden. Kostet nicht viel, dafür erfährt man erst beim Abholen, was man genau bekommt. In dem Café, das ich aussuche, sind es ein Wrap und ein Obstsalat. Echt lecker – und viel zu schade für die Tonne!

Kein Essen mehr wegwerfen

Fazit nach einer Woche als Essensretter: Es gibt viele kleine Tricks und Kniffe. Ohne Aufwand geht’s allerdings nicht. Eigentlich müsste ich jeden Tag prüfen, wie es um die frischen Lebensmittel zu Hause steht und dann etwas damit machen. Das ist nicht immer umsetzbar. Aber ich will’s weiterversuchen. Denn Essen ist kein Müll, da hat meine Oma schon recht.


Die inneren Werte zählen

Obst und Gemüse mit optischen Macken schaffen es oft gar nicht erst in die Supermarktregale. Oder die unschönen Exemplare bleiben dort so lange unberührt liegen, dass sie nach Ladenschluss entsorgt werden. Dabei schmecken krumme Karotten oder besonders kleine Kartoffeln genauso gut wie Ware ohne Schönheitsfehler. Wer auch Wunderlingen eine Chance gibt, tut bereits beim Einkauf etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.